10 Irrtümer über Pferdehufe
29. November 2017Ein altes und wohl wahres Sprichwort lautet: Ohne Huf kein Pferd. Das wiederum hält Pferdehalter und Reiter oft zu einer übertriebenen und oft auch falschen Fürsorge rund um den Pferdehuf an. Leider halten sich auch viele bereits wiederlegte Irrtümer, recht hartnäckig. Damit wollen wir hier aufräumen.
1. Irrtum: Der Huf wächst von innen nach außen.
Nein, die Hornwand wächst von oben nach unten. Vom Kronrand zum Tragrand und das ziemlich genau in einem Jahr einmal komplett durch. Die Hornbildung findet man bei allen Wirbeltieren und auch beim Menschen. Der Körper wird durch die Hornbildung an verschiedenen Stellen, mit einer mehr oder weniger stabilen Schutzschicht umgeben. Beim Pferd ist das der sehr harte und wichtige Huf. Doch dieser ist nicht starr …
2. Irrtum: Der Huf ist ein starres Gebilde.
Entgegen des ersten Einruckes ist der Huf hoch flexibel in fast alle Richtungen und das muss er auch sein! Denn nur durch diese Flexibilität kann die Verteilung des Gewichtes von den Hufen abgefangen werden, ohne dass Gelenke, Sehnen und Bänder Schaden nehmen. Der Pferdehuf verfügt über einen regelrechten Hufmechanismus. Dabei wird beim Auffußen des Pferdes der vordere Kronbeinrand nach hinten und unten gezogen, wodurch die Ballen auseinander gedrückt werden. Dadurch wiederum erhält der Strahl Bodenkontakt und kann über die in der Huflederhaut liegenden Nervenenden sogar Informationen über die Bodenbeschaffenheit weiter leiten! Diese extrem gut durchblutete Huflederhaut wirkt dabei wie ein Schwamm. Spreizt sich der Huf, saugt sich der „Schwamm“ voll mit Blut. Beim Abfußen wird das Blut wieder ausgepresst. Es entsteht eine regelrechte Pumpfunktion, die das im Verhältnis zum Körper des Pferdes relativ kleine Herz unterstützt!
3. Irrtum: Der Strahl darf den Boden nicht berühren.
Der Strahl mit seinem innenliegenden Strahlpolster ist dafür gemacht, Gewicht aufzunehmen und die innenliegenden Teile des Hufrollenappartes nach oben zu unterstützen. Er muss also den Boden berühren, ansonsten nimmt man dem Huf seine „Federung“, was wiederum Zwanghufe und Stellungsfehler begünstigt. Der Strahl ist relativ weich und biegsam und ermöglich damit überhaupt erst den so wichtigen Hufmechanismus. Sogar auf die Gesunderhaltung des gesamten Hufrollenkomplexes hat ein mittragender Strahl positiven Einfluss!
4. Irrtum: Steine, Schutt und Glasscherben können einem Huf nichts anhaben.
Steine, Schutt, Nägel und andere spitze Gegenstände können den Huf an seiner Sohlenfläche erheblich verletzen. Eingetretene Nägel können sogar bis in ein Gelenk vordringen und großen Schaden anrichten!
5. Irrtum: Weiße Hufe haben eine geringere Hornqualität
Es gibt dazu keine Studien die das beweisen würden. Schließlich handelt es sich nur um fehlende Farbpigmente und diese haben keinen Einfluss auf die Huffestigkeit. Dass Pferdebesitzer glauben, weiße Hufer wären von schlechterer Qualität, liegt wohl eher daran, dass Risse, Druckstellen, Hämatome und sonstige Veränderungen bei hellen Hufen deutlich schneller zu erkennen sind.
6. Irrtum: Andauernde Nässe und Schmutz haben keine Auswirkung.
Grundsätzlich brauchen Hufe ein gewisses Maß an Feuchtigkeit, um elastisch zu bleiben. Durch andauernde Nässe wird der Huf allerdings aufgeweicht und verliert seine Tragfähigkeit. Bakterien und Pilze dringen schneller ein und haben ein leichtes Spiel, die Hornkapsel zu zersetzen. Die Folgen können dramatisch sein.
7. Irrtum: Strahlfäule betrifft nur den Strahl.
Die Strahlfäulebakterien können auch die Ballen und das Saumband befallen. Die Folge ist dann eine kaputte Hornwand.
8. Irrtum: Öl und Fett sind „Feuchtigkeit“.
Öl und Fett sind Pflegemittel, die in den Feuchtigkeitshaushalt des Hufes eingreifen. Sie selbst sind keine Feuchtigkeit. Man kann sie allerdings gezielt benutzen, um Feuchtigkeit im Huf zu halten bzw. Feuchtigkeit abzuhalen.
9. Irrtum: Zu viel Pflege kann gar nicht sein.
Zuviel Öl oder Fett in Kombination mit Staub od. Sand bildet an der Hufwand eine dicke Schicht, die den Huf nicht mehr „atmen“ lässt. Die Folge ist eine brüchige Hornwand bis hin zu Entzündungen am Kronrand. Man sieht, weniger ist manchmal eben doch mehr.
10. Irrtum: Einmal Hufschutz immer Hufschutz
Passen die Belastung und Lebensbedingungen des Pferdes, wird es kein Problem sein, das Pferd wieder ohne entsprechenden Schutz zu bewegen. Wird das Pferd jedoch weiterhin im selben Umfang und Umfeld geritten wird ein Hufschutz notwendig sein.