Hufrehe im Frühjahr
12. März 2020Einer der jährlichen Fixpunkte, die uns während der letzten zwei Jahrzehnte begleiten, ist das Frühjahr mit der Gefahr akuter Hufrehe bei unseren Pferden.
Es sind leider von Jahr zu Jahr mehr Fälle vn Hufrehe die wir in dieser gefährlichen Zeit betreuen müssen. Die Gründe sind unterschiedlich und sollen in diesem Artikel beleuchtet werden:
Das drei Stufen Konzept von Hoofprotection.
Vor mehr als zwanzig Jahren waren unterschiedliche Faktoren als Auslöser für Hufrehe bekannt. Hauptsächlich waren das folgende:
- Fohlenrehe durch Nachgeburtsverhalten
- Hufrehe durch Überbelastung
- Hufrehe durch übermäßigen Futterkonsum in kurzer Zeit (ausgebrochenes Pferd kommt in die Futterkammer)
- Hufrehe durch Vergiftung
Dieses Bild hat sich grundlegend gewandelt und die Faktoren, die zu einer Hufrehe führen sind gänzlich andere als vor zwanzig Jahren.
Die Haltungsbedingungen unserer Pferde sind im Lauf der Jahre immer wieder verändert worden und heute sind sehr viele Pferdebesitzer auf der Suche nach einem passenden Offenstall.
Freie Bewegung der Pferde, der Auslauf, Umweltreize und die Haltung in der Gruppe mit anderen Pferden haben sich für viele Pferdebesitzer als ein zu erreichendes Ziel herausgestellt.
Wobei wir diese Einschätzung differenziert betrachten wollen. Noch dazu wo festzustellen ist, dass die meisten aktuellen Hufrehefälle in eben diesen Offenställen zu finden sind.
Was können nun die Gründe für diese vielen Fälle von Hufrehe sein?
Die Leistung und der Einsatz der Pferde:
- Die heutigen Pferde sind oftmals Freizeitpartner der Pferdebesitzer und Leistung wird in vielen Fällen wenig verlangt. Daher ist es wichtig die zugeführte Menge an Nährstoffen an den Bedarf anzupassen.
- Ist die Futtermenge höher als der Bedarf, dann nimmt das Pferd zu und wird zu dick.
- Die Fütterung ohne Beschränkung:
- Viele Offenställe wurden deswegen gebaut um die Arbeitsbelastung zu reduzieren und die Fütterung zentral mit Futterraufen zu gestalten.
- Das hat zur Folge, dass gerade die ranghohen Pferde in einem Übermaß fressen können und sich das Problem des Übergewichtes noch mehr verschärft. Gleichzeitig kann es für rangniedrige Pferde umgekehrt fatal sein, da diese zu wenig Futter bekommen bzw. die Fresszeit zu kurz ist. Wichtig in unserer Betrachtung sind die übergewichtigen Pferde.
Fette Pferdeweiden:
- Pferde sind von Natur aus an karge Weiden optimiert und sollen auf den ganzen Tag verteilt regelmäßig fressen.
- Unsere heutigen Wiesenbestände sind auf intensive Rinderhaltung optimiert und stellen für Pferde ein teilweise extremes Überangebot an Zucker dar.
- Auch in langjährigen reinen Pferdeweiden haben sich die zuckerhältigen Gräser mittlerweile verbreitet.
Zu lange Fresszeiten:
- Gerade in der Weidehaltung kommt wieder die Rangordnung der Pferde zum Tragen.
- Hat ein ranghohes Pferd in der Heufütterung schon zu viel bekommen, kommt die Pferdeweide noch obendrauf.
- Der Zucker im Futter erhöht das Risiko an einer Erkrankung nochmals.
Stress in der Gruppe:
- Unterschiedliche Charaktere in der Pferdegruppe können großen Stress auslösen.
- In Verbindung mit Übergewicht (begründet durch die oben beschriebenen Faktoren) kann das Fass zum Überlaufen gebracht werden.
Barhuf laufen im Offenstall:
- Übermäßig abgelaufene Hufe, wie sie leider auch immer wieder in Offenstallgruppen zu finden sind.
- Abgelaufene Hufe können schmerzhafte Hufentzündungen hervorrufen.
- Diese Hufentzündungen können der letzte Faktor sein, der zur Auslösung einer Hufrehe führt.
Hier einige Bilder von den Schäden die durch Hufrehe entstehen:
Wie kann man Hufrehe vermeiden?
- Passen Sie das Futterangebot Ihres Pferdes an den Leistungsbedarf an.
- Sorgen Sie für ein optimales Funktionieren von Stoffwechsel und Verdauung durch Gabe von bedarfsgerechtem Mineralfutter.
- Bieten Sie Ihrem Pferd keinen Futterzugang ohne Beschränkung an (bei Überversorgung)
- Vermeiden Sie fette Pferdeweiden die ein Übermaß an Zucker beinhalten (bei Überversorgung)
- Begrenzen Sie die die Fresszeiten auf Weiden im Sommer (bei Überversorgung)
- Hat Ihr Pferd Stress im Offenstall denken Sie über eine Veränderung der Haltungsbedingungen nach
- Vermeiden Sie Schmerzzustände an den Hufen Ihres Pferdes
Wie erkennen wir Überversorgung bei unseren Pferden und damit Hufrehe Gefahr?
Wenn es um den Gewichtszustand unserer Pferde geht, dann sind wir als Pferdebesitzer immer in der Gefahr unsere Objektivität zu verlieren.
Daher würde ich empfehlen auf die Erfahrung von Fachleuten zu bauen, deren Einschätzung eine gute Hilfe sein kann.
Wer kann bei Hufrehe hier hilfreich sein?
- Ihr Tierarzt
- Ihr Hufschmied
- Ihr Pferdetrainer
- Ihr Stallbetreiber
Es kann passieren, dass eine objektive Betrachtung des Gewichtszustandes Ihres Pferdes dieser außenstehenden Personen „Ihrer“ Meinung widerspricht. Wichtig wäre dennoch, diese warnenden Hinweise ernst zu nehmen um Ihrem Pferd die Schmerzen einer Hufrehe zu ersparen.
Haben Sie Fragen zum Thema, dann schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an.
Ihr Team Horseprotection