Wie lege ich am geschicktesten Cavaletti zum Longieren?
2. Januar 2020Liebe Pferdefreunde!
Ging es nur mir so, oder haben andere Pferdetrainer auch die Mühsal im raschen, perfekten Auflegen von Cavaletti für die Longenarbeit?
Distanzen genau finden und ggf. einen schönen Radius dabei legen, die genaue Linie finden usw… ist oft gar nicht so leicht.
Ich habe mir über viele Jahre echt praktische Erleichterungen erarbeitet, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte. Ich verrate Ihnen hier 7 davon als konkrete, praktikable Tipps für die Positionierung von Cavalettis, durch die sie sich wieder auf das wesentliche beim Longieren konzentrieren können – nämlich auf das Pferd.
Tipp #1: Die passenden Distanzen:
Bevor wir überhaupt beginnen Gymnastikreihen aufzubauen, sollten wir uns im klaren sein, was dafür die Idealdistanzen sind. Als Faustregel kann man bei durchschnittlicher Warmblutgröße für den Schritt 80cm, für den Arbeitstrab 1m30 und für den Arbeitsgalopp rund 3m20 annehmen. Damit liegt man für den Start meist ganz gut – ob dann noch etwas kürzer oder weiter sagt uns dann die jeweilige Arbeitssituation mit unserem Pferd, an die wir dann ggf. noch anpassen müssen.
Der Sinn von gleichmäßig positionierten Gymnastikreihen liegt darin, dass das Pferd einen ebenso gleichmäßigen Takt dabei finden kann und nicht über der Aufgabe zu Unregelmäßigkeiten im Gang oder gar zum Stocken gezwungen wird.
Tipp #2: Die Peitsche als Maßstock immer dabei:
Man kann natürlich seine eigene Schritt- oder Fußlänge als Maß nehmen – was aber dann doch von Tag zu Tag nicht ganz so genau ist. Ich habe immer einen Maßstock mit dabei beim Longieren – und zwar ganz praktisch meine Longepeitsche. Darauf habe ich mir mit einem farbigen Klebeband die wichtigsten Maße markiert – 80cm für Schrittdistanz – 1m30 für Trab und 1m60 – was 2 Mal genommen die Galoppdistanz von 3m20 ergibt. Zusätzlich habe ich mir noch 1m markiert, was mir als zusätzliches Richtmaß beim Aufbauen von Sprüngen dient. –> jetzt kanns mit dem Auflegen losgehen.
Tipp #3: Mit leichtem beginnen, dann erst steigern:
Es ist sehr hilfreich, wenn man zuerst gerade Linien übt. Wenn die gut funktionieren fallen Cavaletti- oder Stangenreihen in Fächerform später leichter. Der Vorteil gerader Linien ist, dass man die Linie nicht ganz genau treffen muss, und trotzdem meist in gutem Takt über die Reihe kommt. Der Vorteil von Fächerreihen ist, dass man ohne umzulegen je nach Linienführung die Tritte verlängern oder verkürzen kann. Dazu braucht es aber eben schon eine sehr gute Linienführung.
Tipp #4: Auflegen einer geraden Gymnastikreihe:
Dafür positioniere ich nun das erste Cavaletto, nehme die Peitsche, orientiere mich an der 80cm Markierung und positioniere damit perfekt das zweite Cavaletto – usw.. e voila – sie liegen schnell, gleichmäßig und passend.
Das gleiche für Trab mit 1m30
Tipp #5: Anpassen der Distanzen an den Gang des Pferdes:
Ein praktisches Beispiel für Galopp beim Longieren ist z.B. der Aufbau einer Sprungreihe bei der man wie gesagt eine Orientierungshilfe bekommt, wenn man die Maße 1m60 zwei Mal hintereinander auflegt und damit eine Galoppdistanz von 3m20 erhält. +/- 20cm je nach Pferd und Gangmaß kann man dann leicht mit Augenmaß dazu schätzen. Bei einem großen Pferd nehme ich z.B. noch 30cm per Augenmaß dazu. Bei einem kleineren Pferd welches ggf. weniger Boden pro Sprung abdeckt entsprechend weniger.
Tipp #6: Auflegen eines perfekten Fächers:
Damit beim Auflegen der Radius perfekt wird – was sonst meist die größte Schwierigkeit bereitet – nehme ich einen Pylon und die Longe noch zusätzlich zur Hilfe. Der Pylon markiert das Zentrum des späteren Longierzirkels. Die Schlaufe der Longe wird über den Kegel gelegt und funktioniert ab da als geometrischer Zirkel. Genau ans Ende der Longe wird seitlich das erste Cavaletto gelegt. An die 8 Meter sollte die Longe dann schon lang sein. Dann wird mit der Peitsche in diesem Fall das Maß 1m30 abgeschlagen. Das nächste Cavaletto wird wieder ganz ans Ende der Longe parallel dazu aufgelegt – usw…
Meist nehme ich die 1m30 eher Richtung Zirkelmitte, was an der Außenseite des Fächers ein Maß von rund 1m60 ergibt. Das wiederum entspricht 2x80cm – also genau zwei Schritten.
Ich kann nun Trab weiter innen mit kürzeren oder weiter außen mit längeren Tritten üben. Gleichzeitig kann man das Pferd auch im Schritt ganz außen gehen lassen – das alles ohne die Cavaletti umlegen zu müssen.
Tipp #7: Optimaler Orientierungspunkt für die Zirkelmitte:
Wenn man jetzt noch den Pylon einfach stehen läßt, hat man eine wunderbare Markierung des Idealen Punktes, an dem man als Longenführer stehen sollte, wenn das Pferd gerade über die Stangen geht. Man steht dann automatisch in der Zirkelmitte des Cavalettifächers. Das ist die beste Position, mit der man es dem Pferd perfekt ermöglicht auf kreisrunder Linie mit gleichbleibenden Abständen taktrein über den Fächer zu laufen.
Wenn ich Ihnen mit diesen praktischen Tipps das Longieren leichter machen kann, dann freut mich das sehr.
Wenn Sie Lust auf mehr professionelle Arbeit mit Pferden haben, lade ich sie gerne ein, z.B. eines meiner Longierseminare zu buchen – zu finden unter www. Alexanderhof.org unter den Terminen oder unter www. Horseprotection.at unter den Seminaren.
Viel Erfolg beim Ausprobieren!
Alexander Kronsteiner, Fulfilled Horsemanship
www.fulfilled-horsemanship.at